
Fahrzeug: Opel Calibra Turbo 4x4 Bieber Cabriolet
Baujahr: 1992
Motor: C20LET 2.0 L 16V Turbo 150KW/204PS 280 Nm
Getriebe: Getrag F28 6-Gang Schaltgetriebe mit angeflanschten Verteilergetriebe
Farbe: Blau Metallic
Das Fahrzeug ist bei mir gestrandet, da es nach ca. 50 Km aus geht und sich erst nach ca. 2 Stunden wieder starten lässt. Nach dem ich den Fehler bei einer beginnenden Probefahrt reproduzieren konnte und der Motor gerade so noch Gas angenommen hat, habe ich es wieder zu mir in die Werkstatt geschafft. Der Motor ist dann abgestorben. Für mich ein "Hard Case".
Ich habe sofort das Tech 1-Diagnosegerät geschnappt um die Fehler aus zu lesen. Als Antwort bekam ich nur: "Keine Fehlercodes". Geistesgegenwärtig schnappte ich mir die Benzindruck-Uhr, und schloss sie an die Einspritzleiste an. Das tolle an dem Motor ist, es gibt sogar ein direkten Anschluss dafür. Das Ergebnis war ernüchternd. Während des Startens blieb die Anzeige bei Null stehen.. ich nahm die Uhr ab und drückte das Ventil-> Etwas Benzin und Ein Hauch von heißer Luft kam mir entgegen, der Startschuss für die kommende Odyssee.....

Ernüchternde Aussage: "Keine Fehlercodes", übrigens befindet sich der Diagnosestecker hinter den linken vorderen Fahrwerksdom

Die Benzindruck-Uhr angeschlossen an der Einspritzleiste lässt einige Schlüsse zu... Mein erster Verdächtiger war die Tankentlüftung!!

Das Tankentlüftungsventil sitzt in der Nähe der Drosselklappe in Fahrtrichtung rechts. Es ist möglich mittels Tech 1 das Ventil anzusteuern. Es sollte ein deutliches Klacken hörbar sein, das war hier der Fall

Über das Tech 1 lässt sich ein Stellgliedtest machen und das Ventil antakten. Tolles Gerät. Ein Wunder der Technik Baujahr 1986

Nach dem das Tankentlüftungsventil in Ordnung war, habe ich den Aktivkohlefilterbehälter und die Entlüftung des Tanks überprüft indem ich am Unterboden die Leitung gekappt habe. Das ist bedenkenlos und kann so gemacht werden. Der AKB befindet sich vorne im rechten Radkasten. Pustet man nun am linken Teil der Leitung und es ist kein Widerstand zu spüren, ist der AKB auch nicht verstopft. Zieht man Unterdruck an dem rechten Teil der Leitung und es baut sich kein Wiederstand auf ist auch dieser Weg frei und die Tankentlüftung ist voll funktionsfähig. Anschließend habe ich die Leitung wieder mit einem Stück Schlauch verbunden.

Nachdem nun klar war das die Tankentlüftung funktioniert, konnte es nur noch am Benzinversorgungssystem liegen. Um dies zu überprüfen habe ich die Rücklaufleitung hinten am Unterboden geöffnet und mit einem Schlauch separat in einen Benzinkanister geführt. Die Benzinpumpe habe ich an einem einstellbaren Spannungsversorgungsgerät angeschlossen und eingeschaltet. Die Pumpe lief an und es hörte sich an als würde sie erst normal laufen und sich dann quälen... Siehe da, es kommt nur etwas Benzin und Luft aus der Rücklaufleitung. Die Party war er eröffnet!
Mit der Erkenntnis, das kaum Benzin zurückfließt, musste das Problem im Tank sein. Ich entschloss mich den Tank aus zu bauen und baute so zusagen eine Prüfanlage auf um eine Reihe von Tests zu starten.


Test 1: Benzinpumpe
Die Benzinpumpe wurde auf Grund von Versagens vor ein paar Wochen erneuert mit einem Magnet Marelli Äquivalent. Ganz traute ich den Braten nicht... Also wurde Zulauf und Vorlauf aus geschleust, mit einer Benzindruck-Uhr und einem Regelventil versehen. Das Regelventil wird benötigt um die 3 Bar Systemdruck zu simulieren. Nach Einschalten der Spannungsversorgung und Erreichen des Systemdrucks war die Antwort 1,3L in 30 Sekunden. Hochgerechnet machte sie mehr als die geforderte Menge von 150L/h. Gemessen habe ich 156L in der Stunde. 1,3*2*60=156
Das passt!
Test 2: Benzinkreislauf ohne Tank aber mit Seriendruckregler an der Einspritzleiste
Hier wollte ich testen ob die Förderleitungen und der Druckregler in Ordnung waren. Ich habe die Saug- und Rücklaufleitung direkt in den Tank gelegt, ohne Tankgeber mit Saugrohr. Das wollte ich explizit ausschließen. Die Benzindruckuhr wieder an die Einspritzleiste angeschlossen und die Pumpe eingeschaltet; Siehe da, Benzindruck 3 Bar und anständige Rücklaufmenge. Check

Test 3: Saugrohr mit Tankgeber
Da nun der Rest in Ordnung war, musste das Problem beim Saugrohr liegen. Ich habe es wieder angeschlossen und nur lose eingehängt, die Pumpe eingeschaltet und das Ergebnis war, das schon wieder keine oder schlechte Rücklaufmenge zu messen war. danach habe ich es noch einmal richtig eingebaut mit den selben Ergebnis. Der Hund liegt also im Saugrohr begraben...

Das Saugrohr
Ich habe mir das Saugrohr nun genau angeschaut. Es ist so konstruiert, das wenn sich der Tank ausdehnt oder zusammen zieht, Aufgrund Außentemperaturschwankungen, das Rohr sich selbst in der Länge anpasst. Das Rohr ist zweiteilig und der untere Teil wird mittels Feder immer am tiefsten Punkt im Tank gehalten. Das ganze habe ich mir genauer angesehen. Dazu habe ich das Sieb entfernt und das Rohr mit dem Finger zugehalten. Oben am anderen Ende, am Saugstutzen, habe ich Luft draufgegeben. Ich konnte in der Mitte des Rohres ein Luftzug spüren. Als ich das Rohr zusammen schob war dieser weg. Also war hier irgendwo eine undichte Stelle die bewirkt das bei nicht vollem Tank Luft angezogen wird. Also habe ich das Ding zerlegt.

XY gelöst
Nach dem Zerlegen, fand ich einen O-Ring der deutlich zu groß war und nicht mehr am Rohr abdichtete. Ich tauschte diesen mit einen engerem O-Ring und führte sofort einen Test durch. Fall XY gelöst. Die Pumpe saugte anständig an, ohne Luft, Systemdruck 3 Bar und anständige Rücklaufmenge. Wie heißt es so schön: Kleine Ursache große Wirkung!!
Fazit: Vermutlich hat sich der O-Ring geweitet, da in der Vergangenheit Super E10 getankt wurde. Und warum nur 50km? Na ganz klar, wenn der Tank ganz voll war, was er immer mal war, konnte immer noch an der undichten Stelle angesaugt werden. Mit sinkendem Benzin-Pegel fingen die Probleme an.
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